Commodore ... eine "kleine" Geschichte für Euch ...
VC 20, C64 und Amiga: Commodore hat ein gutes Jahrzehnt lang die Heimcomputer-Revolution geprägt – und Plattformen für unzählige wegweisende und denkwürdige Spielerlebnisse geliefert. Ein Rückblick:
Wer damals seiner Gaming-Leidenschaft frönen will, freut sich über die rasant wachsende Spielevielfalt. Allerdings müssen Zocker für ihr Hobby ordentlich Geld in die Hand nehmen, denn die vielen faszinierenden Spielhallenautomaten fressen gnadenlos Münzen. Die Module für Ataris marktführende VCS-Konsole sprengen jedes Taschengeldbudget, Heimcomputer sind für junge Gamer kaum erschwinglich, und ihre Bedienung ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit.
„Wir müssen Computer für die Massen machen, und nicht für die Eliten!“ Der gewiefte Geschäftsmann Jack Tramiel kommt in diesen Tagen zur Erkenntnis, dass es für günstige, einsteigerfreundliche Rechner eine Marktlücke gibt – und in der wird er sich schon bald breitmachen. Tramiel, ein gebürtiger Pole, der Auschwitz überlebt hatte und 1947 in die USA immigriert war, hat seit jeher ein Gespür für Techniktrends. 1954 gründet er die Firma Commodore, die zunächst Schreib-, dann Rechenmaschinen und schließlich die ersten amerikanischen Taschenrechner produziert.
Nachdem dann Commodore Business Machines 1976 den Chipmacher MOS Technology übernimmt, wird das Unternehmen ein Jahr später mit dem Businessgerät PET zum Computerhersteller. Vier Jahre später realisiert Tramiel seine Vision mit dem ersten Massenmarktrechner.
Sein Name: Commodore VC 20 – wobei die Zahl für die Größe des ROM-Speichers in Kilobyte steht, und das „VC“ in Deutschland rasch als Abkürzung von „Volkscomputer“ gilt. In Wahrheit handelt es sich um eine verkürzte Variante der englischen Modellbezeichnung VIC 20, und die hat ihren Namen vom Grafikchip des Rechners.
Der VC 20 ist mit einem Startpreis von unter 1000 Mark relativ günstig, er wird von „Captain Kirk“-Darsteller William Shatner beworben und nicht nur im Fachhandel, sondern auch in Kaufhäusern und sogar Spielzeugläden angeboten. Zudem machen viele Schüler Bekanntschaft mit dem VC 20 – das Gerät gehört häufig zur Grundausstattung des neu eingeführten Informatikunterrichts.
Nicht zuletzt ist es aber die gute Versorgung mit Spielen, die den VC 20 1982 zum bestverkauften Computer macht. Zunächst liefert vor allem Commodore selbst Spitzensoftware auf Modul und Kassette, insbesondere gelungene Umsetzungen beliebter Automatenspiele wie „Gorf“ oder „Rally-X“.
Schon bald kümmern sich auch Dritthersteller aus USA (Broderbund) oder England (Llamasoft) um den VC 20, in Deutschland engagiert sich der 1983 gegründete Publisher Kingsoft für Commodores ersten Heimcomputer. Allerdings – wie viele andere Spielverlage auch – eher kurz.
Denn Commodore bringt schon bald einen Nachfolger auf den Markt, der den VC 20 unverzüglich beerben und sich mit rund 20 Millionen verkauften Einheiten zum erfolgreichsten Gerät der Heimcomputer-Ära aufschwingen wird: den C64.
Der C64 knüpft in vielerlei Hinsicht an den Vorgänger an. Ähnlich wie beim VC 20 steckt die Hardware in einem klobigkeilförmigem Gehäuse, das dem Computer in Deutschland den Spitznamen „Brotkasten“ gibt. Obendrauf sitzt eine robuste Tastatur.
Auch CPU und Grafikchip sind Weiterentwicklungen der Volkscomputer-Hardware, allerdings sorgt der neue Grafikchip VIC II für einen Qualitätssprung beim Spielen: Mit 16 Farben, U Scrolling (dem gleichmäßigen Verschieben von Bildschirminhalten) und Sprites (Pixelobjekte, die der Grafikchip über die Hintergrundoptik legt) sowie einer Auflösung von bis zu 320x200 Bildpunkten bekommen Entwickler die besten Voraussetzungen für die Gestaltung bunter, rasanter und eindrucksvoller Games.
Die Spiele erreichen fast schon Spielhallenniveau, mit ihrer Akustik übertreffen sie die Automatenvorbilder gar: Mit dem SID verpassen die Ingenieure von MOS Technology dem C64 einen dreistimmigen, flexibel programmierbaren Soundchip, der die Konkurrenz primitiv klingen lässt. In der Folge avancieren Spielekomponisten wie Rob Hubbard oder Chris Hülsbeck zu Stars, ihre Melodien brennen sich ins Gedächtnis unzähliger Gamer der 80er-Jahre ein.
Die Grafik- und Soundchips des C64 sind auch deshalb so leistungsfähig, weil sie zunächst in einer zukunftsträchtigen Videospielkonsole ihren Dienst verrichten sollen. Erst nach ihrer Fertigstellung entscheidet Tramiel, die Hardware in einen Heimcomputer zu stecken.